„Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge.“ Apg 26,22
Ich könnte Ihre Hilfe gebrauchen. Ein wenig. Es geht nicht um viel, und ich denke, Sie werden mir helfen. Sonst würden Sie die kleine Auslegung des Monatspruchs August im Jahr 2025 wahrscheinlich nicht lesen. Weil Sie das aber tun, wende ich mich an Sie. Mit einer Bitte. Werden Sie Zeuge. Keine Angst. Nicht im großen Stil. Eher so im Alltag ein bisschen, nebenbei. Nur das, was Sie wirklich erlebt haben, sollen Sie bezeugen. Sie sollen nicht übertreiben oder gar flunkern. Nein. Im Gegenteil. Darum lade ich Sie ein, sich mir an die Seite zu stellen. Im übertragenen Sinn. Dann stehen wir beide neben dem da, dem vom Monatsspruch August. Und der sagt:
Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge.
Das ist Paulus, der das sagt. Der wurde verhaftet und angeklagt. Wegen Gotteslästerung. Dann wurde er vor den damaligen König von Judäa gebracht, der hieß Agrippa, aber darauf kommt es nicht an. Wichtiger ist, dass er sich vor Agrippa verteidigen durfte. Und unser Spruch ist Teil seiner Verteidigung. Er steht also da wie Luther vor dem Kaiser und sagt: Ich stehe hier und will nichts anderes. Anders als Luther das vielleicht gekonnt hätte. Wollte er aber nicht. Nein. Er wollte Zeuge sein, dafür dass Gott ihm geholfen hat. Können Sie das auch von sich sagen? Das Gott Ihnen schon mal geholfen hat? Ich ja. Mir hat er schon geholfen, glaube ich. Kann ich nicht beweisen. Aber ich selbst bin mir sicher: Gott hat mir schon oft geholfen. Als ich mich entscheiden musste, was ich beruflich mache zum Beispiel. War damals keine leichte Entscheidung. Die zu treffen, da hat er mir geholfen. Und oft schon hat er mir beigestanden, als ich dachte, das schaffe ich nie. Da waren dann Menschen, die mich unterstützten. Denen war und bin ich dankbar. Weil das auch heute noch vorkommt. Gar nicht so selten. Aber eben nicht nur den Menschen danke ich, sondern auch Gott. Denn ich glaube, der hat da seine Finger im Spiel, wenn ich das mal so sagen darf. Und das war wirklich schon häufig der Fall, dass ich das Gefühl hatte, dass ER seine Finger überall drin hat. Jedenfalls fast. Denn es hat sich wirklich viel gefügt in meinem Leben. Klar sagen Sie jetzt, Sie sind ja auch Pfarrer. Stimmt. Und genau deshalb brauche ich Sie. Wenn ich das so sage, oder schreibe, dann hören oder lesen andere das und denken sich gleich: „Klar, ist ja sein Beruf. Muss er so sagen oder schreiben.“ Dass ich es so meine, wie ich es sage usw., fällt dann gar nicht ins Gewicht.
Aber wenn Sie das mal sagen oder schreiben…, dann fällt das auf. Und die Leute sagen sich: „Ach, sieh einer an. Echt?“
Ja, so etwas denken die Leute, wenn Sie da stehen und so etwas sagen, wie Paulus. Also nicht so ausdrücklich. Mehr so nebenbei.
Vorausgesetzt natürlich, Sie haben das auch schon erlebt, dass Gott Ihnen geholfen hat. Dann müssen Sie nicht gleich Ihre ganze Geschichte erzählen, wenn Sie nicht gern ganze Geschichten erzählen. Sie können sich auch einmal bekreuzigen, wenn Sie in eine Kirche kommen oder etwas Wichtiges vorhaben oder Sie bekreuzigen ihre Kinder oder Enkel, wenn die vor einer großen Aufgabe stehen. So eine Bekreuzigung ist eigentlich eine kurze Erinnerung daran, dass ich getauft und deshalb nicht allein bin. Und das Schöne daran: Es ist sichtbar, auch für andere und die denken: Da schau her, ein Christenmensch. Schon waren Sie kurz Zeuge. Natürlich können Sie hin und wieder einfach sonntags in den Gottesdienst gehen. Das tut gut, behaupte ich mal. Das wird auch wahrgenommen, von den Menschen neben Ihnen. Aber natürlich können Sie auch einfach hin und wieder erzählen, wie und wo und wann Sie Gottes Hilfe erfahren haben, zumindest Ihren Kindern und Enkeln. Vielleicht sogar Ihren Freunden, wenn es sich ergibt. Ich glaube, dass tun wir Christenmenschen zu selten. Auf jeden Fall, findet unser Monatsspruch, dass wir darüber mal nachdenken sollen. Und ich finde das auch. Könnte ja sein, dass Sie das auch so sehen. Schließlich lesen Sie ja immer noch. Dankeschön.